Aktivitäten > 2005-12-17 Extrabreit
Finnentrop 17.12.2005
Nie waren sie so wertvoll wie heute, könnte der
einstimmige Tenor der begeisterten Zuschauer lauten. Die
Großmeister des Punk`n`Roll gaben am Samstag in Finnentrop ihre
wuchtige Visitenkarte ab und über 700 Fans des deftigen
Deutschrock feierten ihre Helden aus den 80er-Jahren. Seit ihrer
Reunion im Jahre 2002 zeigen sich die Jungs um Sänger Kai Havaii
spielfreudig wie eh und je.
Die Topformation Extrabreit aus Hagen stand bei den Lennejunkern, die
damit nach der Präsentation der amerikanischen Band „The
Hooters“ im Juni, mit den Breiten gleich die zweite Spitzenband
in diesem Jahr verpflichten konnten, ganz oben auf dem Wunschzettel.
Frech, frisch, zotiger Textwitz und eine ordentliche Portion Tempo.
Zutaten, die die Fans trotz der herrschenden Witterung beim 1005.
Konzert der Breiten nicht lange kalt ließen. Und die herrschenden
Temperaturen und die damit verbundenen Straßenverhältnisse
waren wohl dann auch der Grund, warum nicht noch mehr Zuschauer den Weg
in die rockende Festhalle fanden. „Das Wetter hat uns einen
derben Strich durch die Rechnung gemacht. Aber damit muss man bei einem
Wintertermin halt rechen“, zeigte sich Oberjunker Michael
Schäfers trotz der Zuschauerzahlen, die etwas hinter den
Erwartungen zurückblieben, überaus zufrieden mit dem
friedlichen Verlauf des Top-Events.
Bevor Extrabreit gegen 22 Uhr die Bühne betrat, hatten die beiden
Support-acts bereits gute Vorarbeit geleistet. Singer und Songwriter
Kuersche, der in diesem Jahr sein zehnjähriges
Bühnenjubiläum feiert, kam entgegen seinen üblichen
Soloauftritten mit Akustikgitarre, diesmal mit Schlagzeuger Carsten aus
Hannover ins verschneite Sauerland. Den Multimusikus störte es
wenig, daß er als Einheizer den Eröffnungspart
übernahm. Mit seiner virtuos, fetzig gespielten Gitarre sprang,
wenn auch anfangs verhalten, der Funke zur Fangemeinde über.
Danach sprang Angelo Vegas, der in Finnentrop erstmals mit seinem neuen
Künstlernamen Devin Roe zeichnete, auf die Bühne und
schaltete mit seinen Jungs im Getriebe der Lautstärke schon einen
Gang höher.
Als dann Kai Havaii und Stefan Kleinkrieg, der die Band 1978
gründete, vor das johlende Publikum traten, war das Eis gebrochen.
Der charismatische Frontmann versteht halt sein Handwerk und spielte
nach Belieben mit dem grölenden Publikum. Neue Titel vom aktuellen
Album „Frieden“ wechselten sich mit den immer aktuellen
Ohrwürmern wie „Poizisten“, „Der Präsident
ist tot“, „Hart wie Marmelade“ und
„Annemarie“ ab. Dann grüßte natürlich auch
noch kurz vor dem obligatorischen Brand der Schule der Flieger die
Sonne.
Drummer Rolf Möller bearbeitete sein Schlagzeug derart infernal,
daß er zeitweise ans „Tier“ aus der Muppet-Show
erinnerte. Die schwarzen Jackets, die anfangs einen Hauch von
Seriösität vermittelten - „Mutter wäre stolz
gewesen“ - waren schnell abgelegt. Klatschnass verschwitzt
verließen die inzwischen ergrauten, aber noch immer taufrischen
Urväter des Deutschrock die Bühne. Bubi Hönig, Kai
Havaii, Rolf Möller, Stefan Kleinkrieg und Lars Larsson hatten
richtig für ihr Publikum malocht, und genau das lieben die Fans so
an ihren Breiten. Von wegen stille Nacht...
Bilder und Text: Kai Hoffmann